Der Sommer am Traunsee ...

Liebe Freunde,
ein paar Tage nach unserer letzten Nachricht Anfang Mai haben wir unsere Obstwiese mit dem ehrwürdigen "Reform 2000" gemäht und probehalber einen Teil des Heus auf Heumandl - oder Hiefel, wie sie hier heißen - zum Trocknen gehängt. Beim Hoffest am 20. Mai wurden wir dafür einerseits ob des Hochhaltens von traditionellen Arbeitstechniken gelobt, andererseits von den älteren Semestern mit guten Ratschlägen zur Verbesserung versorgt. Und in der Tat: Beim zweiten Versuch ein paar Wochen später haben die Hiefel dann sogar
dem gefürchteten Viechtauer Wind getrotzt!


Für unser erstes Hoffest haben wir den Stadl noch einmal blitzblank gekehrt und für die sechs Musiker von der Nia z'Haus-Musi eine feine Bühne eingerichtet. Vor dem Stadl wurde fleißig geratscht, gegrillt und getrunken, drinnen füllten sich Bänke und Buffet. Von vier Uhr Nachmittag bis weit in den neuen Tag haben wir mit alten und neuen Freunden unser erstes Jahr in Neukirchen, unser zehntes Hochzeitsjubiläum und meinen 45er gefeiert. Mit dabei auch einige Mitschüler und Lehrer von der Abendschule, die ich am 20. Juni mit der Abschlussprüfung und am 5. Juli mit der Zeugnisübergabe abgeschlossen habe.


Auf den Wiesen um das Haus wuchs derweil das Gras hoch und höher und wir standen wieder einmal vor der Frage: Wer kann unser Heu brauchen? Da immer mehr (Nebenerwerbs-)Landwirte in der Umgebung ihren Viehbestand reduzieren oder ganz aufgeben, auf den zum Hof gehörenden Flächen aber davon unbeeindruckt weiter Gras wächst, besteht ein großes Überangebot. Nur die heuer etwas ungünstigere Witterung
(später Frost und wenig Niederschläge) kam uns zu Hilfe: Ein Nachbar konnte auf eigenen Flächen im Vergleich zum Vorjahr nur die Hälfte an Heu gewinnen und nahm uns unseren ersten Schnitt ab. Arbeitsteilig haben wir an zwei herrlichen Tagen gemäht und gekreiselt - und dann hat uns zum Schluss beim Rundballenpressen ein schnelles Gewitter vom Attersee her einen Strich durch die Rechnung gemacht: Ein Viertel des Heus konnten wir nicht mehr rechtzeitig einbringen und mussten es leider in den nächsten Tagen zur Humusbildung in
unserer "Landgewinnung" versenken. Aus diesem Schaden klüger geworden, packten wir das Übel an der Wurzel: Entgegen ursprünglicher Planung haben wir uns schon jetzt Schafe und Ziege zugelegt. Das bedeutete: Priorität bei den Bauarbeiten hatte jetzt der Umbau unserer Maschinen-Unterstände zu provisorischen Offenställen. Die morschen Balken haben wir mit Holz aus dem eigenen Wald ersetzt, Futterraufen und Zugänge sowie vordere Absperrgitter ergänzt oder neu gebaut. Und dann sind nacheinander zwei Pinzgauer Strahlenziegen, vier Krainer
Steinschafe und zwei Tauernschecken bei uns eingezogen. Wir hatten uns schon ganz zu Beginn entschlossen, auch vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen bei uns zu halten. Mit dem derzeitigen Besatz kommen wir dieser Idee zu 100% nach. Seit einem Monat fressen nun also acht Wiederkäuer die steileren Teile unseres Grünlandes nieder, während wir auf den flacheren Bereichen Heu und Grummet als Winterfutter gewinnen. Auf der Obstwiese
haben wir bereits den zweiten Schnitt händisch eingebracht, für die großen Flächen warten wir das nächste Schönwetterfenster ab - und hoffen auf drei trockene Tage in der nächsten Woche!

 

 

Die Bauarbeiten am und im Haus haben unter diesem Freiluftengagement etwas gelitten, konnten aber doch Fortschritte verzeichnen. In einer spektakulären Aktion haben wir mit einer 36-Meter-Betonpumpe 11 Tonnen Beton über das alte Bauernsacherl in die Schalung für die Gred gepumpt. Noch einmal fast 3 Tonnen sind im Fundament für unsere Außentreppe für die obere Gästewohnung verschwunden. Im Schweiße - nein, eher: im
Staube - meines Angesichts habe ich im 1. Stock die alte Elektroinstallation entfernt und Schlitze für Kabel gefräst und Löcher für Schalter und Steckdosen gebohrt und gestemmt.

 

Auch der Kachelofen, der einmal die beide Kinderzimmer und den Flur erwärmen wird, ist inzwischen errichtet und er zieht prächtig! Für den Bautenstand etwas zu früh ist auch eine große Lieferung Lärchenholz für Böden und Decken angekommen. Unter tatkräftiger Mithilfe unseres Besuchs aus der Pfalz haben wir das ganze Material in den ersten Stock verfrachtet.

 

In den letzten Tagen habe ich dann - wiederum unter Mithilfe von Besuch, diesmal aus der Schweiz - einen Teil der Eternitverkleidung von der Westfassade entfernt. Hier sollen noch diese Woche zwei zusätzliche Fenster in die Außenwand gesägt werden. Nebenbei haben wir auch die kulturellen und landschaftlichen Reize der Umgebung weiter kennengelernt: Opa und Oma waren mit unseren Mädchen mehrfach im schönen Strandbad von Gmunden, ich bin mit den Schweizern zu vorderem und hinterem Langbathsee gewandert, Franzi führt inzwischen alleine unsere Gäste auf den Kollmannsberg. Unsere gastronomischen Erkundungen haben uns auf die Windlegern-Alm und das Gmundnerberghaus geführt. Auf den diversen Dorf- und Marktfesten treffen wir inzwischen Nachbarn, Bekannte und Freunde und merken, dass wir nach einem Jahr schon recht gut angekommen sind.


Wir freuen uns darauf, unser Bauernsacherl und die vielen Möglichkeiten, die der Naturpark Attersee-Traunsee und das ganze Salzkammergut bieten, mit Euch teilen zu dürfen. Im Moment ist hier bei uns vieles noch ein bisserl provisorisch und im Entstehen. Aber wir sind im letzten Jahr vorangekommen und sicher: Die Richtung stimmt! Ihr dürft uns jederzeit gerne besuchen - und wir haben auch Möglichkeiten, Euch baustellenfern unterzubringen ...


;o) Ach ja: Ab 9. September sind wir für zwei Wochen auf Fortbildung in der Toskana. Wer also den Bauernhof für ein paar Tage für sich alleine haben möchte: Meldet Euch! Hin und wieder die Ziegen streicheln und den Katzen ein wenig Zusatzfutter zu den Mäusen verabreichen - mehr ist nicht zu tun.

 

Euer Wolfgang Illinger