Liebe Freunde,
wenn auch der Oktober ein überaus goldener war, ist es doch seit gestern früh nicht mehr zu leugnen: Der Winter steht vor der Tür - es hat zum ersten Mal bis herunter in den Hof geschneit. Seit
unserem letzten Bericht von Anfang August waren wir vor allem mit Ernte und Weiterverarbeitung beschäftigt. Den zweiten Schnitt auf unseren Wiesen (im Gegensatz zum "Heu" ist das ja dann
"Grummet") habe ich mit unserem alten Reform 2000er gemäht. Bis der mittendrin den Geist aufgegeben hat: Die Antriebswelle des Mähbalkens ist - nach 50 Jahren - abgerissen. Die
Nachbarschaftshilfe hat aber bestens funktioniert und ich konnte mit einem ausgeliehenen Bergmäher den Rest erledigen. Wenden und Schwaden an drei wunderschönen Sommertagen haben wir mit eigenem
Gerät erledigt, unser Nachbar gen Westen hat dann alles mit seinem Ladewagen aufgesammelt und vor unserem Heustadl abgelegt. Innert zwei Stunden war der Haufen von rund 50 Kubikmetern mit
doppelter Manneskraft ins Innere verfrachtet. Rechnerisch sollte das mit dem schon früher gewonnenen Heu für unsere 8 Schaferl und Goaßn über den Winter reichen. Den vierbeinigen Damen haben wir
gute Pflege angedeihen lassen: Unter fachkundiger Aufsicht meines Lehrers und unseres Nachbars Adam Pelzer haben wir ihnen die Klauen geschnitten. Dazu legt man die Tiere rücklings in einen
Schubkarren, was sie weitgehend bewegungsunfähig macht. Dann werden mit einer scharfen Gartenschere die überstehenden Hornteile der Klauen mit dem Ballen bündig geschnitten. Zwei bis dreimal im
Jahr ist diese Pflege erforderlich, um Fehltrittigkeit und vor allem Infektionen der Klauen zu verhindern. Ein paar Wochen später haben unsere vierbeinigen Mädels dann auch noch ein Vollbad
bekommen, um die Läuse aus ihrem Pelz zu entfernen. Die Alternative "Scheren und Einpudern" kam angesichts der herannahenden kalten Monate nicht mehr in Frage.
Unter der Anleitung des Altbauern Sepp haben wir Forellen und Saiblinge in unserer kleinen Selch geräuchert und mit unseren Helfern als Dankeschön verspeist, ein anderes Mal
einen riesigen Berg selbst gemachter Bauernkrapfen gegessen. Dass diese auch mit Sauerkraut ganz gut schmecken, war uns dabei neu - es stimmt aber. Nur auf den Puderzucker sollte man dann halt
verzichten. Damit wir die Mäherei auch in Zukunft gut erledigen können, haben wir nach reiflicher Überlegung den Verkauf des nun defekten Oldtimers beschlossen. Dafür bekommt unser Traktor
breitere Reifen (verbessert die Hangtauglichkeit und verringert die Bodenverdichtung), ein gebrauchtes Scheiben-Heckmähwerk und einen Kreiselschwader. Für die steilen oder besonders feuchten
Teile
unserer Wiesen bleiben die Wiederkäuer zuständig. Diese werden wir im nächsten Frühjahr saisonal aufstocken, damit auch die schwierigeren Teile der dazugepachteten Hinterwirth-Wiese abgefressen
werden.
Reiche Ernte - Pfirsich, Äpfel, Birnen, ...
Unseren Obstbäumen hat der letztjährige Schnitt offenbar gut getan: Ende August konnten wir täglich zwei Dutzend Pfirsiche ernten und alle Nachbarn und Besucher damit eindecken. Außerdem hat
Steffi drei verschiedene Marmeladen daraus gekocht. Auch die Zwetschgenbäume haben heuer getragen und 15 Kilo entsteinter Zwetschgen liegen tiefgekühlt und warten auf weitere Verarbeitung. Den
Rest haben wir im Bekanntenkreis verschenkt. Unser kleiner Kartoffelacker hat immerhin die eingesetzten Knollen verzwanzigfacht. Dem Mais ist es bei uns dagegen wohl doch nicht sonnig genug, wir
probieren es aber nächstes Jahr noch einmal an einem anderen Platzerl. Anfang Oktober haben wir dann Äpfel und Birnen von den Bäumen geholt und in zwei Durchgängen rund 500 kg Obst zu fast 300
Liter Saft verarbeitet. Nach einem Tag im Fass (zum Absetzenlassen der
Trübstoffe) haben wir den überwiegenden Teil als reinen Apfelsaft und gemischten Birnen-Apfelsaft pasteurisiert und in 5-Liter-Beutel abgefüllt. Je 40 Liter Restsaft gären seither im Keller zu
Most. Auch der Quittenbaum war heuer fleißig und so wird es - neben Quittengelee und Quittenhonig - im Winter das nächste Experiment geben: Wir versuchen, Edelbrand herzustellen. Mehr dazu beim
nächsten Mal.
Wohlige Wärme vom Kachelofen
Im Haus haben wir nun auch im Erdgeschoß schon unseren Kachelofen bekommen, er erwärmt uns im Winter Wohn- und Schlafzimmer, die sonst umbaubedingt ohne Heizung wären. Draußen haben wir die
Zugangstreppe zur oberen Gästewohnung aufgestellt und endlich - unter widrigsten Wetterbedingungen - die Terrassenmauer verputzt. Die noch herumliegenden Betonvorräte habe ich vorgestern im
Eckfundament für die Gästeterrasse
versenkt, den Bereich vor der Gred haben wir mit Unterstützung durch Hubertus mit 10 Kubikmetern Erde angedeckt und Gras gesät. Damit ist rund um Haus und Hof alles verräumt und wir können uns
in den Monaten mit schlafender Vegetation wieder mit Kraft dem Innenausbau zuwenden. Naja, den einen oder anderen Baum werde ich vielleicht zwischendurch fällen ...
Mit den Kindern waren wir noch einmal Wandern an den Langbathseen - diesmal in herbstliches Farbenkleid gehüllt. Martha ist seit September Kindergartenkind und Franzi darf sich - mit gewissem
Stolz - "Vorschulkind" nennen.
Wir wünschen Euch eine angenehme Zeit und erneuern unsere Einladung, uns hier zu besuchen - nach wie vor nur mit Familienanschluss im eigenen Gästezimmer möglich. Oder halt bei nahen Freunden mit fertigen Ferienwohnungen. Der Advent und die Weihnachtszeit bieten im Salzkammergut viele schöne Möglichkeiten - auch abseits der touristisch bestens vermarkteten.
Euer
Wolfgang Illinger