Winter ade ...

Liebe Freunde,
diesen Winter haben wir JoJo-Schnee: Es schneit ein paar Tage lang, so dass es richtig tiefer Winter wird. Mit großen Schneehaufen, glatten Straßen und wunderschöner Landschaft. Dann wird's warm und die ganze Pracht ist dahin. Ein, zwei Wochen später geht's dann wieder von vorne los. Inzwischen liegt Schnee 4.0 und taut langsam vor sich hin. Immerhin hatten wir so ausreichend Unterlage für klassische Winterfreuden: Schlittenfahrten auf unserm Hausberg und auf dem Weg in den Kindergarten und Franzis erste Versuche auf Skiern.


Den Advent haben wir mit fleißigem Platzerlbacken und Christkindlmarktbesuchen im Aurachtal und hier in Neukirchen angemessen gewürdigt. Auch der örtliche Musikverein ist am dritten Adventwochenende wieder mit einer Abordnung zum "Weihnachtsblasen" auch zu uns heraufgekommen. Zu Weihnachten gab es an großer Tafel diverse festliche Menüs. Steffis Kochkünste erfreuten dabei nicht nur uns, sondern auch die Omas und den Opa. Da zahlt sich dann der regelmäßige abendliche Schulbesuch auch für uns aus! Die Hälfte von Steffis Abendschuljahr ist schon wieder rum und Ende Juni sind ihre Prüfungen.

 

Unsere Landwirtschaft liegt im Winterschlaf

Unsere Landwirtschaft liegt im Winterschlaf, einzig Schafe und Ziegen wollen täglich versorgt sein. Und da geht die Kalkulation nicht ganz auf: Die letzten Sommer eingebrachten Berge von Grummet (2. Schnitt der Wiesen) reichen nicht bis ins Frühjahr. Das ist aber eh ganz gut so, denn in Zukunft werden wir ja deutlich mehr Futter haben, da wir dann auch das Heu (1. Schnitt der Wiesen) selbst behalten. Für heuer hat uns ein Freund aus Reindlmühl mit 20 Kleinballen ausgeholfen. Reicht zwar auch noch nicht ganz, aber vielleicht wird's ja heuer zeitig Frühling. Da würden sich unsere Viecher auch freuen, denen reicht's nämlich langsam im Stall. Hin und wieder lassen wir sie auf einen eingezäunten Bereich in den Schnee, da kennen Freude und Bewegungsdrang dann keine Grenzen!

 

Von dem nur in Neukirchen praktizierten Brauch des Glöckelns habe ich Euch im vergangenen Frühjahr schon kurz berichtet: Vormittags ziehen dabei verkleidete Kindergruppen von Haus zu Haus und erbetteln mit lautstarkem "Grupf, Grupf, Grupf!" Süßigkeiten oder ein bisserl Geld - früher eben "Krapfen". Manche Gruppen singen dann noch ein Lied oder sagen ein Sprücherl auf, alle aber wünschen ein gesundes und glückliches neues Jahr. Und je mehr Gruppen zu einem Haus kommen, umso mehr Glück verspricht sich der Hausherr davon. Bei uns waren - trotz rausgeschmissener Lage - in diesem Jahr 5 Gruppen, schau ma mal, ob's reicht! Franzi und Martha sind als Piraten mit einer Kindergartenfreundin (und den beiden Mamas) auch losgezogen. Süßigkeitenkiste und
Sparschwein waren danach gut gefüllt - die mitziehenden Mütter auch: Die "mussten" bei jedem Haus ein Schnapserl trinken... Der Brauch ist damit aber nicht zu Ende: Des Abends ziehen nämlich dann die kindisch gebliebenen Erwachsenen los, ebenfalls verkleidet. Wir hatten in diesem Zusammenhang ein paar Tage vorher mit der Post einen Brief erhalten, in dem sich eine Baufirma "Polski-Bau" für den 5. Januar ankündigte. Die vereinbarten Arbeiten würden umgehend erledigt, der Chef bat in seinem Schreiben um freundliche Aufnahme und Verköstigung seiner Leute. Wir haben ein paar Momente gebraucht, bis wir durchschaut hatten, dass es sich um die Ankündigung eines Glöcklerbesuchs handelt. Doch wer mochte uns da wohl beehren? Es war schon finster, als 5 vollständig maskierte Herren mit Malerkübeln, Fliesen, Elektrokabeln etc. ständig in gebrochenem Deutsch vor sich hin lamentierend unser Haus stürmten. Wörtlich vom Keller (Dort mussten sie unbedingt den Most verkosten.) bis zum Dach wurde alles untersucht - und als zu große Aufgabe für nur einen Tag befunden. So ließen wir uns zur vorbereiteten Brotzeit nieder, reichten auf den Schreck diverse Schnäpse und waren froh, dass dann die Masken fielen. Anders hätten wir unsere Nachbarn niemals erkannt! Ein überaus lustiger Tag, der Glöcklertag! So musste ich unsere Baustelle also leider ohne polnische Hilfe weiter vorantreiben. Aber zumindest zum Verputzen der Kabelschlitze unterstützen mich zwei Arbeiter "unserer" Baufirma - und deren Arbeitsethos ist über jeden Verdacht erhaben: Am fraglichen Tag war es spiegelglatt und schneite dicke Flocken. Selbst mit Allradfahrzeug und Schneeketten kamen die beiden nicht zu uns herauf. Kurzentschlossen parkten sie ihr Fahrzeug im "Tal", schnappten sich ihr Werkzeug und stapften zu Fuß zu uns! So sind nun also alle Wände wieder zu, der Trockenbau ist auch fertig und in der Schreinerwerkstatt entsteht gerade die erste Haustür.

 

Der große Viechtauer Faschingszug

Letzten Sonntag war der große Viechtauer Faschingszug, an dem etwa 25 Wägen und Gehgruppen teilnehmen. Dabei werden lustige Begebenheiten des vergangenen Jahres oder vermeintliche Defizite in der Dorf-Infrastruktur von Neukirchen auf's Korn genommen. Vor der Kulisse des verschneiten Traunsteins war das Spektakel bei bestem Wetter vor allem für die Kinder ein Hauptgewinn: Jede ist mit einem Sackerl voller Süßigkeiten freudestrahlend nach Hause gestapft.


Nach den kalten Monaten freuen wir uns jetzt schon auf den Frühling - so wie die ganze Natur: Die Vögel pfeifen, Schneeglöckerl und sogar Gänseblümchen können es kaum noch erwarten.

 

Wir wünschen Euch alles Gute und freuen uns, wenn wir uns bald einmal wiedersehen - hier, dort, anderswo...

 

Euer

Wolfgang Illinger