Ein Sommer wie keiner davor

Acht Monate sind seit unserem letzten Bericht vergangen. Monate, die Grundlegendes verändert haben - bei uns ausschließlich zum Positiven.

Bauarbeiten abgeschlossen - vorerst

Mitte Juni haben wir den Umbau des Ergeschosses unseres Wohnhauses in Angriff genommen mit dem ambitionierten Ziel, zu Weihnachten fertig zu sein. Es regierte also zunächst wieder der Abbruchhammer und wir haben sämtliche Böden bis auf den rohen Beton abgetragen, Bad und WC herausgerissen sowie die alten Sanitär- und Elektroinstallationen entfernt. Die Wand zwischen ehemaliger Küche und Kinderzimmer fiel unter den Schlägen unseres größten Hammers zu Schutt und wir bekamen erstmals einen Eindruck von unserem neuen großzügigen „Lebensraum“.

Nach einem Monat war die meiste Dreckarbeit erledigt und wir konnten mit dem Aufbau beginnen. In den heißen Sommermonaten durfte ich Schlitze fräsen und Leerrohre einputzen, Wanddurchbrüche herstellen oder verschließen. Im September vertiefte ich unter fachlicher Anleitung und großer Hilfe durch Andreas meine Elektriker-Kenntnisse beim Einziehen einer Kabellänge, die etwa dem Schulweg unserer Töchter entspricht. Im Oktober verschwanden alle Bodeninstallationen unter dem Estrich. Gleichzeitig durfte ich wieder meine Schreinerkenntnisse in die Waagschale werfen und - wiederum mit tatkräftiger Unterstützung, diesmal aus Schwaben - die Lärchen-Holzdecken und -Böden einbauen. Im Dezember waren dann für zwei Wochen die Tischler aus dem Almtal bei uns und montierten unsere neue Küche und die Möbel in den beiden Ferienwohnungen - während ich bei winterlichen Temperaturen draußen noch die Holzterrasse fertigstellte.

Gesellige Abende

Gesellschaftliche Ereignisse waren im vergangenen Jahr ja eher dünn gesät. Wir dürfen uns dennoch über äußerst bereichernde Abende freuen, die wir gemeinsam mit Nachbarn, Freunden und Famile erleben durften. Den Auftakt bildete am 6. Juni unser Hoffest, zu dem fast 100 nette Menschen unseren Stadl, den Obstgarten und die Wiesen um das Haus belebten. Im Stadl spielten wieder die „Sechs Arbeiter der Sonderschicht“ auf und hatten im Laufe des Abends und der Nacht für jeden das Richtige im Repertoire - von Kinderliedern über österreichische Schmachtfetzen und altehrwürdige Rockklassiker bis zu feinem französischen Liedgut. Das gemeinschaftlich bestückte Buffet glänzte mit einer reichen Auswahl an Salaten und Süßspeisen und wir hatten den Eindruck, dass der Abend mit den vielen Gesprächen am Lagerfeuer oder im gemütlichen Stadl allen recht gut getan hat.
Fortsetzen konnten wir diese Stimmung an vier Kinoabenden. Unsere Hofkinoreihe stand heuer unter dem Motto „Ein bayerischer Filmsommer“ und wir brachten neben Wohlbekanntem („Wer früher stirbt ist länger tot“ und „Räuber Kneißl“) auch zumindest in Neukirchen Neues auf die Leinwand („Die Scheinheiligen“ und „Nebenwege - Pilgern auf bayrisch“). Zwischen 20 und 40 Freunde erlebten gemeinsam mit uns vier gelungene Augustabende mit Film und Grillerei. Leider war das Wetter nicht sehr zuverlässig und wir konnten nur einmal das besondere Flair des Freiluftkinos genießen. Aber auch im Stadl hat die große Leinwand Platz und wenn dann noch der Regen auf das Dach prasselt, ist es dort richtig gemütlich.

Landwirtschaftliche Erfolge

Der prasselnde Regen hat uns im vergangenen Sommer auch die Heuernte erschwert. Eine stabile Schönwetterperiode war lange nicht zu haben - und wir brauchen mindestens drei sonnenwarme Tage, um unser Heu trocken in den Stadl zu bekommen. Außerdem haben die ergiebigen Regenfälle den Untergrund derart aufgeweicht, dass wir ihn mit dem Traktor nicht befahren konnten. In den steileren Teilen unserer Wiesen sind sonst die Flurschäden groß oder ich rutsche mit der ganzen Partie weg. Erst Ende Juni war es dann so weit: In zwei Durchgängen haben wir erst unsere und dann die Pachtflächen am Freydhöfl gemäht, gekreiselt und das Heu zu Kleinballen gepresst. In das schon recht überständige Heu war schon ein Teil des zweiten Aufwuchses eingewachsen. Wir haben also Mischfutter im Stadl, das aber entgegen erster Befürchtungen von ganz ordentlicher Qualität ist: Schaf und Goas fressen es seit November im Stall mit großer Begeisterung und alle sind gesund und wohlgenährt. Beim Einbringen der Heuballen waren wir einmal mehr überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft unserer Nachbarn: Mehr als ein Dutzend Helfer kam von allen Seiten zusammen und der aufgebotene Fuhrpark glich einer Leistungsschau historischer und aktueller landwirtschaftlicher Fahrzeuge. Eine gemeinsame kräftige Jaus’n unter dem großen Nußbaum bildete wie in den Jahren zuvor den schönen Abschluß der erfolgreichen Ernte.

Ebenfalls erfolgreich war in diesem Sommer und Herbst nach dem schwachen Vorjahr wieder die Obsternte. Der Kampf gegen die Frühjahrsfröste war bei den Marillen zwar nicht von Erfolg gekrönt (3 Stück Marillen…), aber Pfirsiche konnten wir wieder in großem Mengen ernten, essen und verschenken. Auch Äpfel und vor allem Birnen gab es wieder reichlich und wir konnten die Saft- und Mostvorräte im Keller wieder auffüllen. Ob der großen Mengen gären nun auch noch vier Fässer Birnenmische ihrer Zukunft als Edelbrand entgegen und wir haben uns drei gebrauchte Rotweinfässer aus dem Seewinkel geholt und bauen darin nun Birnenmostessig aus.

Steffi hat sich im Herbst an die Vermarktung unserer Krainer Steinschafe gemacht. Drei Tiere konnte sie lebend verkaufen, sie fressen nun im Salzburgischen die Wiesen nieder. Der überwiegende Teil der Lämmer wurde geschlachtet und entweder als Ganzes verkauft oder - in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Metzger - zu Käsekrainer, Faschiertem oder geräuchertem Schinken verarbeitet. Wir konnten den Transport der Schlachttiere zwar sehr kurz halten (5 Minuten Fahrt), dennoch bleibt es unser Ziel, die Tiere direkt aus der Herde zu betäuben und am Hof zu schlachten. Denn schon die Verladung verursacht einen Wirbel, den wir den Tieren gerne ersparen würden. Und dabei machen wir das alles selbst, die Schafe haben es also stets nur mit bekannten Gesichtern zu tun. Leider ist die Rechtslage zur Weideschlachtung in Österreich immer noch deutlich hinderlich; die Rahmenbedingungen sind für einen Kleinbetrieb praktisch nicht einzuhalten und selbst bei genossenschaftlicher Organisation recht aufwändig. Aber wir bleiben dran!

Die Qualität des Fleisches unserer Schafe war ausgezeichnet, wir genießen selbst die Produkte und auch unseren Abnehmern hat es sehr geschmeckt. Um möglichst viel vom Tier zu verwerten, hat Steffi wieder einen großen Schwung der Schaffelle mit schöner Zeichnung zum Gerben gebracht.
Anfang Oktober haben wir auch unseren Zuchtbock Siegesmund von seinem Almaufenthalt heimgeholt. Obwohl er nun für viele Wochen mit seinen drei Jungböcken oberhalb von Bad Goisern auf sich gestellt war, ist er ganz brav wieder an der Leine mit ins Tal abgestiegen. Die Freude, wieder bei seinen Damen zu sein, war ihm deutlich anzukennen - und es wird im Frühjahr also wieder Nachwuchs bei den Krainer Steinschafen geben. Und Steffi hat für das Umtreiben der Schafe zwischen den verschiedenen Weiden ein neue Helferin: Seit Nikolaus bereichert "Hummel" - ein Australischer Koolie - unseren Hof. Und wenn alles klappt, ist die kommende Saison die letzte, in der wir selbst ausgebüxten Schafen hinterherhecheln müssen...

Der Jahreskreis schließt sich also, die Tage zwischen den Jahren sind hier bei uns auf dem Hof ausgesprochen ruhig. Auf dem dick zugefrorenen Taferklaussee waren wir mit Freunden zweimal beim Eisstockschießen. Große Runden zu Weihnachten und Silvester sind in diesem Winter ja nicht angesagt, die schönen Feste und die vielen Traditionen drum herum haben wir aber doch nicht ganz abkommen lassen. Mit den Heiligen Drei Königen ist dann der Schnee gekommen. Damit geht jetzt auch das Schlittenfahren hinter dem Haus wieder prima und gestern haben wir am Grenzbacherl zum Nachbarn dicke Eschen gefällt - Winterarbeiten!

Wir wünschen Euch allen ebenfalls Zeiten der Einkehr und Stille und festes Vertrauen in die Zukunft, in der wir Einige von Euch wieder hier bei uns begrüßen dürfen. Denn neben allen Hinweisen auf Abstand und Hygiene in diesen Zeiten wollen wir nicht vergessen: Alles wirkliche Leben ist Begegnung! (Martin Buber)

 

Mit herzlichem Gruß aus Neukirchen, Wolfgang und Steffi.